Credits: Galileo | ProSieben

China hat derzeit die stärkste #Gaming Industrie der Welt mit einem Jahresumsatz von über 37 Milliarden Euro. Dort kann man das Zocken von Computerspielen studieren, um als Profi-Gamer später das große Geld zu verdienen.

Die Zocker-Universität: Wie Schüler in China den Beruf des Gamers lernen

Gefunden haben wir diesen Ort in China, dort gibt es die stärkste Gamind-Industrie der Welt mit einem Jahresumsatz von über 37 Mrd. Euro.

Lu Dai Meng Will Profigamer werden. Ein harter Konkurrenzkampf bei über 260 Mio Gamingfans alleine in China. „Er greift mich an, Hilfe, er macht mich fertig.“ Um seinen Traum zu verwirklichen besucht der 18-Jährige die erste Berufsschule, die Zocken unterrichtet.
Heute hat er eine ganz besondere Herausforderung vor sich. Ein Battle gegen einen Profigamer aus Deutschland. „Das ist das erste mal, dass ich gegen einen Profi spielen darf. Wir sind alle schon ganz schön aufgeregt.“

Drei Jahre dauert die Ausbildung.

Lu gehört zu den ersten, die sie absolvieren. „Das ist unser E-Sport-Club, hier trainiert unter anderem unsere League of Legend Jugendmannschaft.“ Das Echtzeit-Strategiespiel League of Legends ist auch Julians Spezialgebiet.
Die Schule verspricht die besten an Profispielclubs oder Firmen weiterzuvermitteln. „Es sind hier bestimmt 20 PC’s oder so aufgebaut, das ist einfach super, klasse. Das ist sogar die gleiche Maus, die ich benutze.“ Der Battle-Room bietet perfekte Arbeitsbedingungen für unseren Profi. Die wird er auch brauchen, denn hier will er später das Können von Lu auf die Probe stellen. Im Match Deutschland gegen China, Profi gegen Azubi. „Ich bin schon etwas nervös, ehrlichgesagt sehr nervös.“

Doch erstmal beginnt der Unterricht, von 8 bis 18 Uhr steht pauken auf dem Plan, und das 6 Tage die Woche.
Erste Stunde des Tages: Theorie. Sieht erstmal aus wie in jedem deutschen Vorlesungssaal, ohne einen einzigen Computer. „Das wichtigste ist bei mir, dass die Schüler alles rund um ihren Computer wissen. Es kann immer mal wieder ein Fehler auftreten, und sie müssen lernen, wie sie diesen beheben können. Auch über Leistung und Kosten der einzelnen Komponenten müssen sie Bescheid wissen.“ 7.600 Euro kostet die Ausbildung. Durch die Hardwarekenntnisse können die, die es nicht zum Profi schaffen, trotzdem im Computerbusiness Fuß fassen.


„Ich hätte mir erwartet, dass es deutlich praxisbezogener ist Es ist einfach nur interessant zu sehen, dass hier alles einfach so beigebracht wird, was in keiner deutschen Uni beigebracht werden würde, das ist schon echt eine coole Sache.“


Viele scheinen die Praxis jedoch kaum abwarten zu können

Doch auch in der nächsten Stunde bleibt der Computer erst einmal aus. Jetzt steht erstmal richtiger Sport auf dem Lehrplan. Denn die Gamer hier sind keine chipsessenden Faulpelze.
Körperliche Fitness ist auch für einen E-Sportler enorm wichtig. „Also es ist auf jeden Fall anstrengend, die sind hier auf jeden Fall echt gut dabei.“ Erstmal zwei Kilometer warmlaufen und den Kreislauf in Schwung bringen. 12 bis 15 Stunden am Tag zu sitzen ist trotz ergonomischer Stühle ungesund für den Körper.

Da die Gamer ständig dieselben Handbewegungen machen drohen Verletzungen wie eine Sehnenscheidenentzündung. Im Profigeschäft ein Desaster. Dem wirkt die Schule mit Sportdrills entgegen. In Deutschland geht Julian deshalb regelmäßig ins Fitnessstudio.
Man spielt in Deutschland halt viel, während man hier halt wirklich, also es kommt ein bisschen das Militärische rüber, also deutlich geordneter und strikter, das ist aber irgendwo auch eine gute Sache.

Man braucht einfach eine ordentliche Anstrengung oder einen ordentlichen Ausgleich wenn man den ganzen Tag vor dem PC sitzt. Nach der Doppelstunde Sport müssen die Gamer erstmal wieder Kraft tanken. Julian und Lu machen sich auf den Weg in die schuleigene Kantine. Die Schüler essen hier gratis und alle das gleiche.
Noch, denn die Schule will die Kantine zur Motivation einsetzen: Besonders gute Schüler sollen dann besseres Essen bekommen. Ab und zu ein bisschen Geld bekommen die besten Schüler schon jetzt, auch zur Motivation.
Gaming ist in China ein riesiges Geschäft. Der Jahresumsatz der Gamingindustrie liegt bei 37 Mrd. Euro. Die größten Spielhersteller der Welt kommen aus dem Reich der Mitte. Profigamer werden hier gefeiert wie Superstars. Die besten verdienen international durch Preisgelder bis zu einer Million Euro im Jahr. Doch nur rund 5 Prozent schaffen es hier ins Profigeschäft.

Ich will unbedingt Profigamer werden, ich gebe alles, um der beste zu sein. Und wenn das nicht klappt, will ich in die Spieleindustrie. Für viele traditionelle Chinesen käme eine Ausbildung ihrer Kinder in einer Gamingschule nie in Frage. Lu hat da mehr Glück.
„Meine Eltern unterstützen mich, weil sie wissen, dass es mein Traum ist. Sie haben mich zwar ständig gefragt, ob ich mir sicher sei, doch das bin ich. Deshalb durfte ich hier herkommen. Da Lu’s Elternahaus 2.500 Kilometer entfernt ist, wohnt er wie viele andere in der Schule. „Und hier lebt ihr? Wow, so eng. Ich mein es ist halt echt wenig Platz für jeden einzelnen.“

Julian wohnt in Deutschland zwar auch mit seinem Team zusammen, doch hat jeder sein eigenes Zimmer. „Allein dieses Zimmer hier, in dem acht Leute leben. Jeder von uns selber hat ein Größeres. Also allein das sagt eigentlich schon alles. Es ist ein wahnsinniger Unterschied.“

Zwei Stunden Pause sind rum, und die zweite Doppelstunde steht an. Jetzt geht’s endlich an die Rechner. „Ich muss erstmal ein Foto machen, das ist der Wahnsinn.“ Im Praxisunterricht lernen die Schüler wichtige Taktikgrundlagen für ihre Spiele. In den ersten 45 Minuten steht ein Mehrspieler-Shooter auf dem Plan. Der Altersunterschied zwischen Schülern und Lehrern ist auffallend gering.
Lehrer Wan Si Han ist wie Julian erst 21. Er war selbst Pro-Gamer, und weiß wie schnelllebig und hart das Business ist. Für mich ist die größte Herausforderung, dass die meisten Studenten sehr jung sind und das Leben noch nicht kennen. Sie nehmen das alles hier nicht ernst, viele glauben sie kommen nur hierher um zu spielen und Spaß zu haben. Aber für uns Profis ist das ein harter Job und kein entspanntes Daddeln.

Jetzt können die Schüler ihre Lieblingsspiele spielen. Viele Neulinge müssen erst noch herausfinden, worin sie richtig gut sind. Danach fördert die Schule sie gezielt in dem Spiel, das ihnen am besten liegt.

Zeugnis zum Bewerben gibt’s am Ende keines

Die Schüler verlassen sich auf die Jobgarantie, die die guten Kontakte der Schule versprechen.

„Also ich würde mir schon gerne wünschen, dass man in Zukunft in Deutschland auch so ähnliche Schulen hat. Man bekommt die Möglichkeit, Pro-Gamer zu werden, man hat eine vernünftige Ausbildung dafür, aber gleichzeitig werden einem halt die Alternativen nicht verschlossen. Das ist grad so ein bisschen das größte Problem in Deutschland, dass man halt einfach keine Sicherheit hat.“ Nach dem Unterricht ist es endlich soweit: Julian und Lu treten zum Wettkampf im Battle Room an. Auswärtsspiel für unseren deutschen Profi. In League of Legends nimmt bereits die Vorauswahl der Spielcharaktere, der sogenannten Champions, großen Einfluss auf den Spielverlauf. „Ich bin richtig nervös. Unmöglich, dass ich ihn mit meinem Champion besiege. Oh mein Gott, er wird mich vernichten. So ein Mist.“

Jeder Champion des Action Strategie Spiels hat fünf spezielle Fähigkeiten, die geschickt eingesetzt werden. Lu scheint das ganz gut drauf zu haben. „Wie schlägt er sich?“ „Gut, er schlägt sich echt gut.“ Blitzschnelle Reflexe und strategisches Denken sind das A und O, um die Basis des Gegners einzunehmen und seine eigene zu verteidigen. Der Drill der Gamingschule scheint Früchte zu tragen. Julians Verteidigung kommt ins Wackeln. „Er hat mich besiegt, er hat gut gespielt.“
„Ich war sehr nervös, jetzt bin ich überglücklich, weil ich einen Profi besiegen konnte. Es war sehr stressig, und meine Hände zittern.“

„Beim nächsten Mal würde ich wirklich mit 100% drangehen, weil ich bin nicht so rangegangen, weil ich nicht dachte, dass er echt so gut ist, wie er war, aber sowas sagen nur schlechte Verlierer von daher, ich denke, also er hat echt gut gespielt!“

Ein faires Spiel und ein fairer Verlierer. Die erste Gamingschule der Welt scheint also eine echte Talentschmiede zu sein.
Julian schenkt seinem neuen Freund Lu noch sein Profitrikot. Am Ende des Tages ist es immer noch nur ein Spiel.

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